Der gute alte Strabon...

Tja...die Frage nach der ältesten Stadt Deutschlands ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ab welcher Größe spricht man überhaupt von einer ständigen Siedlung oder gar von einer Stadt? Gibt es archäologische Nachweise oder Funde, die eine genaue Datierung zulassen? Würde man die Einwohner von Kempten, Worms, Trier, Köln oder Mainz danach fragen, kämen vermutlich genau fünf unterschiedliche Antworten dabei raus.

Stützte man sich allerdings nur auf die Funde von Ausgrabungen, hätte wohl Worms die Nase vorn.

 

Jetzt haben wir Kemptner aber das große Glück, dass uns ein griechischer Geschichtsschreiber und Geograph namens Strabon im Jahr 18 n. Christus als polis "Kandobounon" schriftlich erwähnt hat. Weitere schriftliche Zeugnisse fand man in dem römischen Straßenverzeichnis Tabula Peutingeria wo es schon als "Camboduno" verzeichnet war. Dokumente aus römischer Zeit, die Kempten auch als Campoduno, Cambidano oder Campidonia erwähnen, lassen hier auch den Rückschluß auf eine ständig Besiedelung seit der Römerzeit zu.

 

Ein bedeutender Fund aus späterer Zeit um das Jahr 1550, in einem Weinkeller der Abtei Isny, war ein sogenannter Meilen- oder Leugenstein der Römer. Dieser war quasi die römische Ausgabe eines Wegweisers mit Entfernungsangabe. Er markierte den Weg von Brigantium (Bregenz) nach Cambodunum (Kempten) und gab die Entfernung mit 11000 Doppelschritten an.

 

Ganz sicher ist aber die Besiedelung Kemptens durch unsere keltischen Vorfahren, den Estionen. Sie waren ein videlikischer Stamm, der in der Zeit vor den Römern im Alpenvorraum siedelte. Jetzt kam aber 15 v. Christi ein römisches Heer unter dem Heerführer Drusus und des späteren Kaiser Tiberius die die Vorherrschaft übernahmen.

Die Römer machten sich ab dieser Zeit auf dem heutigen Lindenberg breit und errichteten dort die "Römerstadt Cambodunum" die fast 300 Jahre überdauerte. Ende des 3. Jahrhunderts kamen dann die Germanen aus dem Norden und drängten die Römer zurück. Da die Siedlung auf dem Lindenberg nicht zu verteidigen war, wurde sie aufgegeben und in wesentlich kleinerer Form auf den Bereich um die Burghalde verlegt.

 

Von 1885 bis 1935 fanden umfangreiche Ausgrabungen statt um das ganze Ausmaß der Siedlung zu erforschen.  Das meiste davon dürfte aber noch im Boden schlummern und so konnte die ganze Größe nie genau bestimmt werden.

Glücklicherweise kann vieles davon heute noch im APC-Park bestaunt werden.

 

Die Hochfläche auf dem Lindenberg wurde trotz anhaltenden Proteste überbaut und der unerforschte Teil Cambodunums verschwand auf nimmer Wiedersehen unter den Fundamenten der neuen Häusern. Was für ein Frevel.

 

Ob Kempten nun die älteste Stadt oder die älteste, schriftlich erwähnte Stadt, oder was auch immer ist, kann also jeder gerne für sich selbst entscheiden.

 

...alt sind wir auf jeden Fall  :-)